Über meine Zeit in Brasilien und Portugal und das Portugiesische

Schlagwort: Kriminalität

Sichtbare Kriminalität

Zur Lage­be­wer­tung von Vier­teln in São Pau­lo  zur Woh­nungs­su­che habe ich fol­gen­de Sei­ten als Tipps bekommen:

Onde fui rou­ba­do ist eine Geo-Plattform, in der jeder ein­tra­gen kann, wo und wann er Opfer von Kri­mi­na­li­tät wur­de. Man kann dort z.B. sehen, wo die letz­te Zeit beson­ders vie­le Über­fäl­le pas­siert sind. Da aller­dings jeder dort frei­wil­lig Daten ein­ge­ben kann, sind die Daten natür­lich nicht reprä­sen­ta­tiv. Aber wenn man das im Hin­ter­kopf hat, kann man dar­aus schon Schlüs­se zie­hen; spä­tes­tens in Kom­bi­na­ti­on mit ande­ren Quellen.

Cri­mi­nal­ida­de bair­ro a bair­ro ist eine jour­na­lis­ti­sche Dar­stel­lung offi­zi­el­ler Zah­len aus staat­li­chen Publi­ka­tio­nen über die Kri­mi­na­li­täts­vor­fäl­le in ein­zel­nen Vier­teln. Man kann dort schö­ne Visua­li­sie­run­gen für ver­schie­de­ne Delik­te sehen, sich Top- und Flop- (in dem Fall bes­ser) ‑Lis­ten anse­hen und auch mit den Daten ver­gan­ge­ner Jah­re vergleichen.

Eine Android-Gurke zum Klauen

Seit kur­zem habe ich einen zwei­ten Taschen­rech­ner (ich mag den Aus­druck, lei­der ist die­ses deut­sche Wort schon belegt) ein zwei­tes Mobil­te­le­fon: Ein Android-basiertes Alca­tel One Touch 4033. Für 29€ inkl. Ver­sand über Ebay.

Häh? Ja, ich habe mich bereits, auch im Rah­men von Vor­le­sun­gen, mit Android beschäf­tigt und dafür auch schon mal ange­fan­gen zu pro­gram­mie­ren. Und ich blei­be dabei, dass ich genug dar­über weiß, dass ich mich damit auf kei­nen Fall ohne höhe­re Schmer­zenz­geld­zah­lun­gen tie­fer­ge­hend beschäf­ti­gen will.

Aber:

Die Sicher­heits­la­ge. Man liest ja über­all, dass man für even­tu­el­le Über­fäl­le immer etwas „Klein­geld“ oder auch ein zwei­tes Porte­mon­naie dabei haben soll­te, das man raus­ge­ben kann, ohne all­zu­viel zu ver­lie­ren. Dabei habe ich mir mit Blick auf mein iPho­ne 6 gedacht: Das wür­de ein Über­fall­kom­man­do auch ger­ne mitnehmen.

Nun soll­te man es nicht über­trei­ben mit der Para­noia. Die Kri­mi­na­li­täts­ra­te hängt stark vom Vier­tel ab; aber sie ist halt den­noch durch­gän­gig grö­ßer als das, was man in Deutsch­land gewohnt ist. Ins­be­son­de­re Dieb­stäh­le kom­men rela­tiv häu­fig vor. Mir wur­de ja auch mal in Madrid mein Porte­mon­naie gestoh­len – es war plötz­lich ein­fach nicht mehr da.

Mobil­te­le­fo­ne sind dabei noch gefär­de­ter, da sie oft gezeigt wer­den. Denn gera­de in der Frem­de wür­de ich ein Mobil­te­fon öfter für alle sicht­bar in der Öffent­lich­keit nut­zen, um zum Bei­spiel auf einer Kar­te nach­zu­se­hen, wo zum Teu­fel ich über­haupt gera­de bin. Und es scheint öfters zu pas­sie­ren, dass man das Mobil­te­le­fon dann plötz­lich aus der Hand geris­sen bekommt und der Dieb, trai­niert und mit guten Orts­kennt­nis­sen aus­ge­stat­tet, ren­nend verschwindet.

Mein Gedan­ke daher: Im Zwei­fel tra­ge ich lie­ber unter­wegs eine 30€-Android-Gurke mit mir her­um. Wenn die jemand klau­en will – meinetwegen.

Die Pri­vat­späh­ren­si­cher­heits­la­ge. Ich kom­mu­ni­zie­re gera­de mit mei­nem Freund vor Ort, bei dem ich anfangs woh­nen wer­de, pri­mär über eine Drit­te Per­son über Whats­App. Und nach ver­schie­de­nen Mei­nun­gen scheint es in Bezug auf ein frei­es Netz in Bra­si­li­en noch schlim­mer aus­zu­se­hen: Whats­App wich­ti­ger als SMS, Face­book nut­zen viel mehr als hier­zu­lan­de (in Bra­si­li­en 50% der Bevöl­ke­rungin Deutsch­land 35%) und es läu­fen alle mög­li­chen Finanz­trans­ak­tio­nen über Pay­Pal. Mir wur­de von meh­re­ren Per­so­nen drin­gend gera­ten, die­se Diens­te auch zu nut­zen, da ich sonst in vie­len Berei­chen Nach­tei­le haben könn­te. Zum Bei­spiel bei der Woh­nungs­su­che. Zum Heulen.

Ich habe ja wäh­rend mei­ner Zeit in Madrid mal kurz ein Stasibuch-Konto erstellt, da ich sonst nicht an Ter­mi­ne und Treff­punk­te her­an­ge­kom­men wäre. Aber ich will das nicht wie­der machen und ins­be­son­de­re nicht auch noch Whats­App instal­lie­ren, dass das kom­plet­te Adress­buch auf frem­de Ser­ver schiebt. (Natür­lich bin ich bestimmt sowie­so schon längst im Social Graph von Whats­App und Face­book opti­mal ver­netzt, da die meis­ten ja sehr offen mit ihren Bezie­hungs­da­ten umge­hen – aber das ist für mich trotz­dem kein Grund, das auch noch selbst zu unterstützen.)

Ein wei­te­rer Gedan­ke daher: Wenn ich mir eh eine Android-Gurke hole, kann ich mir auch eine neue 10€-Prepaid-SIM-Karte mit einer neu­en Num­mer holen und die­se Sachen alle pro­blem­los auf einem Neu­ge­rät ein­rich­ten, auf dem ich sonst kei­ne per­sön­li­chen Daten drauf habe. Kein E‑Mail-Konto, kein Adress­buch (außer mit den bra­si­lia­ni­schen Num­mern natür­lich), ver­knüpft nur mit einem neu­en Google-Konto (eine neue Tele­fon­num­mer zu veri­fi­zie­ren habe ich dann ja).

Bei­de Gedan­ken zusam­men fand ich dann über­zeu­gend genug für einen Kauf. Ich wer­de daher das iPho­ne zumin­dest anfangs eher in der Woh­nung las­sen. Ob sich der Auf­wand lohnt oder ob ich nach eini­gen Wochen nicht doch mer­ke, dass ich mich in einer siche­ren Umge­bung befin­de und doch über ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge an alle Infos kom­me, wer­de ich sehen.

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