Über meine Zeit in Brasilien und Portugal und das Portugiesische

Schlagwort: Stadt

Paraty

Am Tag der Ankunft ging es erst­mal nach São José dos Cam­pos, wo mein Freund Wag­ner mit zwei sei­ner Freun­de schon war­te­te, um mich und mei­nen Besuch aus Mün­chen nach Para­ty mitzunehmen.

Para­ty ist eine gut erhal­te­ne Kolo­ni­al­stadt mit schö­ner, ein­heit­li­cher Archi­tek­tur. Rund her­um befin­den sich vie­le Insel mit hel­len Strän­den und sehr kla­rem Was­ser. Selbst unzäh­li­ge Fische hal­ten sich dort in unmit­tel­ba­rer Nähe zu vie­len Strän­den auf, wes­we­gen man beim Schwim­men fast nie „allei­ne“ ist. Wie ich expe­ri­men­tell fest­setel­len konn­te, befan­den sich aller­dings kei­ne Piran­has darunter.

Wag­ner beim Baden inmit­ten von unzäh­li­gen Fischen

Nach Ein­bruch der Dun­kel­heit beginnt die dezen­te Beleuch­tung, die Alt­stadt in sehr ange­neh­mes Licht zu tau­chen. Ich mag es ja sehr, wenn nicht jeder in der Archi­tek­tur macht, was er will, son­dern eine gewis­sen Ein­heit­lich­keit vor­han­den ist. Para­ty ist in die­ser Hin­sicht sehr ange­nehm; über­all fin­det man Unter­schie­de, aber der Gesamt­ein­druck ist einheitlich.

Para­ty am Abend

Eini­ge Bra­si­lia­ner haben gesagt, Para­ty sei das Vene­dig Bra­si­li­ens. Den die Stadt steht öfters unter Was­ser. Wenn sich das Meer mini­mal erhebt, strömt Was­ser durch alle Gas­sen und bedeckt die Stra­ßen. Die Fuß­gän­ger­we­ge aber nicht. Dann kann man die Stadt inmit­ten von Was­ser­stra­ßen erle­ben. Das haben wir die Tage, die wir da waren, nicht erlebt, aber das ist bestimmt auch schön anzusehen.

Zwei­ein­halb Tage waren wir da, danach ging es für Wag­ner und sei­ne Freun­de zurück nach São José dos Cam­pos, und ich mach­te mich mit mei­nem Besuch auf zur Gro­ßen Insel. Dar­über in Kür­ze mehr.

Campos do Jordão: Fachwerk und Badenwurst

Ver­gan­ge­nes Wochen­en­de besuch­te ich mit Freun­den Cam­pos do Jor­dão. Eine klei­ne Stadt „in den Ber­gen“ im Nor­den des Bun­des­staa­tes São Pau­lo.  Die Stadt liegt auf der höchs­ten Erhe­bung des Umlan­des und ragt mit 2000 Metern über dem Mee­res­spie­gel deut­lich über der rest­li­chen Land­schaft hin­aus, die im Mit­tel gut 800 Meter hoch liegt. Die­se Gegend wird auch als Bra­si­lia­ni­scher Schweiz bezeich­net. Obwohl ich dort nur deut­sche Flag­gen gese­hen habe. Und Fach­werk­häu­ser. (Jeden­falls wel­che, die danach aussehen.)

Schon das Betre­ten der Stadt zeigt, das hier eini­ges anders ist. Nor­ma­ler­wei­se haben die Orte hier wie in Deutsch­land Orts­schil­der. Cam­pos do Jor­dão hat statt­des­sen für das Orts­schild ein gan­zes Haus über die Ein­gangs­stra­ße gebaut:

klingler_20160903_0016 Wei­ter­le­sen

Zu viel Raum

Deutsch­land ist ein sehr dicht besie­del­tes Land. Land ist rela­tiv wert­voll. Den Kon­trast habe ich vom Flug­zeug aus gut sehen kön­nen.  Ich hat­te das gro­ße Glück, bei mei­nem Nacht­flug fast über ganz Euro­pa bis hin zu Por­tu­gal wol­ken­frei auf die Erde sehen zu kön­nen. Über Deutsch­land gab es kei­nen Moment, bei dem ich nicht bis zum Hori­zont über­all die Lich­ter vie­ler Städ­te sehen konn­te. In Bra­si­li­en hin­ge­ge­gen: Eine gro­ße Stadt. Nichts. Eine klei­ne Stadt. Sonst nichts bis zum Hori­zont. Ein paar Lich­ter im Dun­kel. Eini­ge grö­ße­re Städ­te. Und wie­der nichts.

Am Boden sind mir die letz­te Woche öfter ver­wais­te Gebäu­de auf­ge­fal­len, um die sich nie­mand mehr küm­mert. Das gibt es auch in Deutsch­land, ins­be­son­de­re im Osten. Aber hier sehe ich es sehr oft. Oft sogar in direk­ter Nach­bar­schaft zu „Fol­ge­ge­bäu­den“. Das habe ich so in Deutsch­land bis­her nicht gese­hen: Ein Gebäu­de wird neu neben­dran gebaut und das Alte lässt man ein­fach ver­gam­meln, anstatt es abzureißen.

Das Titel­bild zeigt so einen Fall in São José dos Cam­pos (Klein­stadt mit 600.000 Ein­woh­nern; nörd­lich von São Pau­lo Capi­tal): Das Hoch­haus wur­de neu erbaut, mit neu­er Tech­nik. Unge­fähr 100 Meter von­ein­an­der ent­fernt. Nach­dem alle Bewoh­ner umge­zo­gen waren, hat man alles halb­wegs Ver­wert­ba­re aus dem alten Hoch­haus her­aus­ge­nom­men. Und lässt es jetzt ein­fach in der Land­schaft neben­dran ver­gam­meln. Wozu auch abrei­ßen, wenn man so der­ma­ßen viel Land hat, dass man ein­fach immer wei­ter wan­dern kann, ohne den alten Platz auf­räu­men zu müssen?

Optisch ist das natür­lich sehr häß­lich. Aber dar­an stört sich hier offen­bar nie­mand. Viel­leicht weiß in 100 Jah­ren nicht ein­mal jemand mehr, wer für die­ses Hoch­haus mal zustän­dig war. Es steht halt ein­fach da.

In Groß­städ­ten ist dies aber nicht der Fall; dort ist Raum wert­voll. In São Pau­lo Capi­tal habe ich so etwas bis­her nicht gese­hen. Hier sieht man eher Bau­stel­len, auf denen Gebäu­de abge­ris­sen und neu gebaut werden.

© 2011–2024 Andreas Marc Klingler

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