Nach einer Woche in Brasilien wollten ich und mein Besuch aus München eigentlich für zwei Wochen nach Peru. Flug war gebucht, die Planung stand. Ein paar Tage vor geplantem Abflug fing es dort allerdings zu regnen an. Und war dermaßen stark, dass der Notstand verhängt wurde. Tote, kein Strom, unpassierbare Straßen und zerstörte Brücken hörten sich nicht danach an, als ob wir dort zwei Wochen verbringen wollten. Helfen können hätten wir ja doch nicht. Daher haben wir den Flug verfallen lassen und mussten überlegen, was wir mit den zwei Wochen jetzt anfangen würden.
Letztendlich flogen wir nicht in die Anden, sondern in den brasilianischen Teil der Sahara.
Ja, das hört sich komisch an. Ist aber so. Dass Brasilien eine Wüste hat, ist in Europa eher kein Allgemeinwissen. Die Lençois Maranhenses wären geologisch aus Zeiten Pangaeas Teil der heutigen Sahara in Afrika, sagten die Leute dort. Wenn man sich die Abbruchkanten Afrikas und Südamerikas anschaut, passt das auch genau.
(Lençois Maranhenses übersetzt: Maranhãos Bettlaken [Maranhão ist der Bundesstaat Brasiliens, in dem die Wüste liegt]. Aussprache: „Lenszois“)
Im Gegensatz zur „rechtsatlantischen“ Sahara regnet es in den Lençois allerdings sehr oft. Das führt zur Bildung unzähliger Lagunen.
Lagunen, die im Winter (vor allem im Juli) eine Tiefe von bis zu 7 Metern erreichen können. Im März, am Ende der Trockenzeit, waren die Lagunen zwar sehr flach, aber trotzdem wunderschön anzusehen. Und zum Baden natürlich auch; den bei der Hitze fast direkt am Äquator verbunden mit sehr geringer Wassermenge hatten wir überall Badewannentemperatur.
Genauer gesagt besteht die Wüste aus Wanderdünen. Der Sand wird also vom Wind permanent hin- und hergetragen und bildet ständig neue Landschaften. Die Wüste sieht daher jedes Jahr etwas anders aus.
Überrascht hat mich, was so alles in der Wüste wächst. Verzeinzelt sieht man etwas grüne Vegetation an Stellen, an die sich etwas fruchtbarer Boden verirrt hat.
Zu sehr nähern sollte man sich den grünen Stellen aber nicht, wie uns Führer sagten. Denn dort gäbe es oft Schlangen. Harmlos dagegen, und nicht minder interessant, fande ich die Pilze, die dort hin und wieder zu sehen waren.
Die Landschaft ist wunderschön und auf jedenfall eine Reise wert. Allerdings fand ich diese Wüste nicht so „abwechslungsreich“ wie die israelische Wüste, die Negev. Ein paar Tage dort zu verbringen, genügt. Denn auch wenn die Wüste etwa so groß wie São Paulo ist (~ doppelte Fläche Berlins, etwa halbe Fläche des Saarlandes): Sie ist nicht so abwechslungsreich.
Es ist immer: Sand. Eine Düne. Mehr Sand. Sand. Oh, noch eine Düne. Bis zum Horizont. Und noch viiiiel weiter!
Aber es hat sich gelohnt. Vielleicht komme ich hier irgendwann nochmal her. Dann aber im Juni oder Juli. Zum Tauchen.