Über meine Zeit in Brasilien und Portugal und das Portugiesische

Kategorie: Brasilien 2017 (Seite 1 von 3)

3 + 3 + 3 = 7 != genug

Jetzt bin ich schon wie­der in São Pau­lo am Flug­ha­fen und war­te auf den Rück­flug. Der den Schluss der 9 Mona­te in Bra­si­li­en und Por­tu­gal mar­kiert. (Schooon?!?!)

Die ers­ten 3 Mona­te São Pau­lo waren sagen­haft. Ich habe sehr viel gelernt. Sehr viel erlebt. Sehr vie­le Men­schen getrof­fen und schät­zen gelernt. Es war anfangs teil­wei­se sprach­lich schwie­rig, aber zum Ende hin habe ich schon gemerkt, dass 10 Wochen ohne „Fluch­mög­lich­keit“ in die Mut­ter­spra­che so viel bewir­ken können.

Die zwei­ten 3 Mona­te Lis­sa­bon waren anders, als gedacht. Denn es waren nur 5 Wochen. Ich schrieb dar­über schon einen kur­zen Bei­trag. Lis­sa­bon ist ein wun­der­ba­res Ziel für eine ein­wö­chi­ge Stadt­rei­se. Aber mehr muss m.E. auch nicht sein. (Und erst recht nicht zum Spra­chen­ler­nen, außer viel­leicht für gebro­che­nes Englisch.)

Die drit­ten 3 Mona­te São Pau­lo waren anders sagen­haft. Die ers­ten 3 Wochen waren mehr Urlaub als „regu­lä­res Leben“ an einem ande­ren Ort. Para­ty, Ilha Gran­de, São Luíz und die Len­çois Maran­hen­ses waren beein­dru­cken­de Orte. Die ver­blie­ben­den knapp zwei Mona­te waren ver­gleichs­wei­se kurz; wahr­schein­lich, weil ich mich schon über­all aus­kann­te und mehr im All­tag drin war. Den­noch habe ich auch dies­mal wie­der neue wun­der­ba­re Leu­te ken­nen­ler­nen dür­fen, wes­we­gen ich mir sicher bin, dass dies nicht die letz­te Zeit hier gewe­sen sein wird.

Das ein­zi­ge, was völ­lig anders als geplant lief, war die Master-Arbeit. Wie ich schon geschrie­ben habe, woll­te ich sie eigent­lich über­wie­gend oder kom­plett in Bra­si­li­en schrei­ben. Dar­aus wur­den jetzt nur 6 Wochen, da ich erst Anfang April anfan­gen konn­te. Aber gut.

Die­ses Blog wird wohl erst­mal noch für 1–2 Mona­te leben­dig blei­ben, da ich noch eini­ge Ent­wür­fe offen habe, die ich die nächs­ten Wochen ver­öf­fent­li­chen wer­de. Und dann mal schau­en, ob ich zuerst wie­der Bei­trä­ge auf pt.akde oder es.akde ver­fas­sen wer­den. Denn nach Spa­ni­en zieht es mich auch schon lan­ge wie­der. Aber wohl die­ses Jahr nicht mehr. Man muss es auch nicht (schon wie­der) übertreiben.

Barreirinhas und Atins. Unangenehme Orte an sehr angenehmer Wüste. Teil 2

(Zu Teil 1 über Bar­rer­in­has.)

Atins ist ein sehr klei­ner und abge­le­ge­ner Ort in unmit­tel­ba­rer Nähe der Len­çois Maran­hen­ses. Man erreicht ihn am bes­ten mit dem Boot von Bar­rer­in­has aus. Es gibt auch Tou­ren mit Gelän­de­wa­gen dort­hin, doch dabei soll­te man sich bewusst sein, dass man, je nach Jah­res­zeit, etwas über 2 Stun­den in Jeeps ver­bringt, die zick­zack durch rau­es Gelän­de und mit­ten durch Was­ser fah­ren. Das ist nicht für jeden. (Oder wert­vol­les Gepäck.)

Tipp: Es gibt Tages­tou­ren mit Boo­ten, die nahe an Atins vor­bei­fah­ren. Wir haben in einem Rei­se­bü­ro ver­han­delt und eine Tages­tour gebucht, bei der wir für 20R$ extra pro Per­son an der letz­ten Sta­ti­on vom Fah­rer nach Atins über­ge­setzt wur­den. Das Gepäck mit­zu­neh­men, war in den 12-Personen-Booten auch kein Pro­blem. Somit haben wir noch eine schö­ne Tour mit­ge­nom­men und kamen für einen mini­ma­len Auf­preis nach Atins.

Niedlich diebisch

Bei einem Stopp der Boots­fahrt gab es vie­le Affen. Die wirk­lich alles, was nicht niet-und-nagelfest war, an sich neh­men woll­ten. Wäh­rend die Pas­sa­gie­re an Land waren, klet­ter­ten sie auf die Boo­te und such­ten nach Nah­rung oder glit­zern­den Sachen. Angeb­lich haben die auch schon Smart­phones direkt von Tou­ris­ten aus der Hand geklaut und sind in den Wald geflüch­tet. Sachen gibt’s…

Boots­ein­bruch

Täter mit Diebesgut

Ankunft in Atins

Spä­ter am Nach­mit­tag wur­den wir in dem „Haupt­ha­fen“ abge­setzt: einer Wald­stel­le, an der man eini­ge Bäu­me gefällt hat­te, damit dort ein paar klei­ne Boo­te nahe ans Ufer fah­ren konn­ten. An Land war­te­ten unge­fähr 7 Per­so­nen mit klei­nen Fahr­zeu­gen, die sofort Fahr­ten in den Ort ver­kau­fen woll­ten. Das fan­de ich merk­wür­dig: Fahr­ten von hier in den Ort, der doch fast direkt am „Haupt­ha­fen“ lie­gen soll­te? Wir gin­gen auf kein Ange­bot ein und lie­fen los, als uns ein Jeep von unse­rer Pousa­da (Unter­kunft) ent­ge­gen­kam, um uns abzu­ho­len. Nett. Zu Fuß wären übri­gens nur 7–10 Minu­ten gewe­sen bis zum Ortsanfang.

Atins‘ Haupt­ha­fen

(Ich ver­ste­he ja, dass die Men­schen dort alles ver­su­chen, um Geld zu ver­die­nen, wo es sonst kaum Mög­lich­kei­ten gibt. Aber ab irgend­ei­nem Punkt wird es abschre­ckend. Zumin­dest für mich.)

Einkauf rustikal

Nach­dem wir uns in der Unter­kunft ein­ge­rich­tet hat­ten, woll­ten wir den Ort ent­de­cken und etwas essen. Nun, mehr als 30 Minu­ten braucht man nicht, um alle Stra­ßen Wege gese­hen zu haben. Atins besteht im Grun­de zu 80% aus Pousa­das (Unter­künf­ten). Als wir da waren, war aller­dings fast alles leer. Wie­der waren wie fast die ein­zi­gen Tou­ris­ten. Aber immer­hin, in unse­rer Pousa­da gab es noch zwei ande­re beleg­te Woh­nun­gen. (Aus wel­chem Land? Yep, genau. Deut­sche sind immer und über­all. Baye­risch unter Pal­men beim Frühstück.)

Zurück zur Essens­su­che: Der Ort war so leer, dass nicht eine Bar geöff­net hat­te. Es gab nichts zu essen oder zu trin­ken. Immer­hin soll­te es hier einen Super­markt geben, schließ­lich müs­sen sich die paar Anwoh­ner (ergo: Pousada-Besitzer oder ‑Mit­ar­bei­ter) ja auch ernäh­ren. Bloß, dass wir an der Stel­le, an der Goog­le Maps einen Super­markt ange­zeigt hat, kei­nen gese­hen haben. Wohl ein Kar­ten­feh­ler. Kommt vor.

Dann hat uns aber jemand gesagt, dass dort tat­säch­lich der Super­markt sei. Und wirk­lich: Wir frag­ten dort eine älte­re Dame, die auf einer Bank gegen­über saß. Sie ging ans Haus und mach­te eine Art Gara­ge auf, wo auf Sperr­holz­re­ga­len Lebens­mit­tel stan­den. Licht gab’s da lei­der an die­sem Tag nicht mehr, aber wir konn­ten mit den Smartphone-LEDs das Sor­ti­ment begut­ach­ten. Und kauf­ten etwas Was­ser, Gemü­se und Bröt­chen, was dann das Abend­essen wur­de. Immerhin.

Der Traumstand

Der Strand sol­le sagen­haft sein, hör­ten wir so oft. Nun, ich weiß ja nicht, ob ich durch die schö­nen Strän­de der Ilha Gran­de schon so ver­wöhnt war; fol­gen­des reprä­sen­ta­ti­ves Pho­to zeigt jeden­falls für mich nicht unbe­dingt einen Traum­strand. So wie auf den Pho­to geht das 30 Minu­ten lang wei­ter, bevor der Strand wegen Was­ser und Vege­ta­ti­on unpas­sier­bar ist. Zwi­schen­durch ren­nen wil­de Hun­de und lau­fen gemäch­lich Esel vorbei.

Strand von Atins

Zur Wüste

Ein Haupt­grund für den Besuch von Atins ist ja die Nähe zu der Wüs­te, den Len­çois Maran­hen­ses. Als wir am nächs­ten Mor­gen auf­bra­chen, kamen wir aber nicht weit. Alle Wege, die außer­halb des Ortes führ­ten, stan­den unter Was­ser. Ste­hen­dem, dre­cki­gen Was­ser. Wir muss­ten daher wie­der Geld aus­ge­ben und uns mit einem Jeep zum Beginn der Wüs­te fah­ren las­sen. Was 20 Minu­ten gedau­ert hat. Zu Fuß wären das also selbst bei tro­cke­nen Wegen geschätzt andernt­halb Stun­den. Und bis man dann wirk­lich „in“ der Wüs­te ist, dau­ert es auch noch mal.

Der Tag in der Wüs­te war immer­hin sehr schön, wie man in dem eige­nen Arti­kel dazu nach­le­sen kann.

Fazit

Wer die Len­çois Maran­hen­ses besu­chen möch­te, muss nicht nach Atins. Das Geld kann man sich wirk­lich spa­ren. Auch wenn es der nähes­te Ort zu den Len­çois ist, ist es ein­fach zu Fuß viel zu weit und es gibt in die­sem Teil der Wüs­te nichts, was man nicht auch woan­ders sehen wür­de. Man sieht im Prin­zip auf 1500 Qua­drat­ki­lo­me­ter über­all das gleiche.

Man soll­te sich lie­ber für 2–3 Tage in Bar­rer­in­has ein­quar­tie­ren und sich tages­wei­se in die Wüs­te fah­ren las­sen. Mehr als 4 Tage braucht man auch nicht zu blei­ben; alle Agen­tu­ren bie­ten mehr oder weni­ger die glei­chen Tou­ren an, und zwar 3–4 Stück. Danach hat man nichts mehr zu tun, wenn man nicht eini­ge Tou­ren mehr­fach machen will. Die letz­ten (kür­ze­ren) Tou­ren des Tages star­ten übri­gens gene­rell um 14 Uhr; wenn man also mit dem Bus aus São Luíz zu spät ankommt, kann man am ers­ten Tag nichts mehr unternehmen.

Und man darf nie den ers­ten Preis akzep­tie­ren und muss immer han­deln. Bei fast jeder Gele­gen­heit  wur­de uns ver­sucht, mög­lichst viel Geld abzu­knöp­fen. Nie das ers­te Ange­bot nehmen.

Wenn man noch etwas mehr Zeit hat, soll­te man dann wei­ter Rich­tung Wes­ten nach Jer­i­coa­co­ara fah­ren, wo es wun­der­schö­ne Natur­land­schaf­ten geben soll. Das haben wir aber lei­der nicht mehr geschafft, da die Fahrt dort­hin sehr lan­ge dau­ert. Viel­leicht ein andernmal.

In Deutsch­land gibt es ein­zeln ein­ge­schweiß­te Gur­ken. Das wür­de hier wohl kei­ner verstehen.

Obwohl, wenn ich mir anschaue, was hier alles ein­ge­schweißt wird, soll­te ich da auch bes­ser nie­man­den auf Ideen bringen…

Supermärkte

Super­märk­te die­nen hier­zu­lan­de oft der Arbeits­be­schaf­fung. Das ist jeden­falls oft mein Ein­druck. Ich gehe hier nur sehr unger­ne in grö­ße­re Super­märk­te, weil die meis­ten so unglaub­lich inef­fi­zi­ent sind.

Das beginnt bei dem Par­ken. Vie­le Super­märk­te haben an jedem Tor eine Per­son ste­hen, die das Kenn­zei­chen auf­schreibt, den Zet­tel dem Fah­rer gibt, damit der Fah­rer das beim Her­aus­fah­ren wie­der abge­ben kann. Der Zet­tel wird an der Kas­se nicht vor­ge­zeigt oder etwas dar­auf ver­merkt. Es wird nichts wei­ter damit gemacht. Aber gut n=(Anzahl der Tore) Per­so­nen haben Arbeit! (Und auf­grund der lan­gen Öff­nungs­zei­ten sicher­lich mehr als n.)

In den Super­märk­ten gibt es vie­le Mit­ar­bei­ter, die die gan­ze Zeit irgend­wel­che Sachen in Rega­le ein- oder umräu­men. Dabei habe ich aber nie Mit­ar­bei­ter gese­hen, die flott bei der Sache wäh­rend. Meis­tens räu­men sie gemäch­lich zu zweit ein.

Gemü­se und Obst muss nor­ma­ler­wei­se gewo­gen wer­den. Aber das kann man Kun­den natür­lich nicht zumu­ten. Je nach Grö­ße des Mark­tes ste­hen 1–4 Per­so­nen stän­dig an einer „Wie­ge­the­ke“, um das Gemü­se und Obst getrennt auf eine Waa­ge zu legen und in Plas­tik­sä­cke zu packen.

Nor­ma­le“ The­ken wie Frischfleisch‑, Käse- oder Fisch­the­ken habe eben­falls nie an Per­so­nal­man­gel zu lei­den. Meis­tens haben sie aller­dings nur beschränkt Platz vor der The­ke und ledig­lich eine War­te­schlan­ge. Mit dem Ergeb­nis, dass nur zwei oder drei Kun­den gleich­zei­tig bedient wer­den kön­nen und wei­te­re Ver­käu­fer hin­ter der The­ke die neu­es­ten Fuß­ball­ergeb­nis­se dis­ku­tie­ren kön­nen, wäh­rend die Kun­den­schlan­ge immer län­ger wird.

Aber, Ein­wurf: gene­rell kön­nen Bra­si­lia­ner war­ten. Und war­ten. Und war­ten. Und war­ten. Wäh­rend ich schon lang­sam Zuckun­gen bekomme.

Was eine gute Vor­be­rei­tung für den schlimms­ten Teil fast jedes Super­mark­tes hier ist. Die Kas­sen­zo­ne. In gro­ßen Super­märk­ten gibt mit­un­ter 20–40 Kas­sen, aber die Leu­te stau­en sich trotz­dem der­ma­ßen, dass ich durch­schnitt­lich 25 Minu­ten für den Bezahl­vor­gang brau­che. Ein­mal habe ich 50 Minu­ten (!) gebraucht, um ca. 20 Arti­kel durch die Kas­se zu bringen.

  • Es gibt nicht immer För­der­bän­dern an den Kas­sen. Und wenn, sind sie nur ca. 1,5 Meter lang. Man kann also nicht früh­zei­tig anfan­gen, die Sachen aufs Band zu legen. Die meis­ten begin­nen sogar erst dann mit dem Auf­le­gen, sobald der vor­he­ri­ge Kun­de fer­tig ist. Viel­leicht auch, weil es meis­tens kei­ne Waren­tren­ner gibt. Der Kas­sie­rer war­tet dann erst­mal etwas.
  • Nach dem Kas­sie­rer gibt es auch nur rela­tiv wenig Platz für die erfass­ten Waren. D.h. dass rela­tiv schnell wie­der umge­packt wer­den muss, wäh­rend­des­sen kei­ne wei­te­ren Waren erfasst wer­den können.
  • Das geschieht aber nur sehr lang­sam. Ich bin immer wie­der erstaunt, wie lang­sam Kun­den und Kas­sie­rer sind. Die meis­ten Kun­den sind sehr gemäch­lich und legen Waren ein­zeln, fast schon medi­ta­tiv, auf das Mini­band. Die Kas­sie­re fas­sen auch die Waren ein­zeln bedäch­tig an und tip­pen rela­tiv oft die EAN-Codes ein, was nicht für die Scan­ner­qua­li­tät spricht.
  • Doch bevor über­haupt etwas ein­ge­scannt wer­den kann, geben die meis­ten ihre Steu­er­num­mer (CPF) auf einer Tas­ta­tur ein. Die kann vor jedem Kauf­vor­gang ein­ge­ge­ben wer­den, um die­sen Kauf auch steu­er­lich abrech­nen zu können.
  • Nach dem Kas­sie­rer steht oft eine Per­son, die alles in Tüten ein­packt. (Ein­schrän­kung: Das sehe ich gefühlt nur in 50% aller Super­märk­te hier.) Und zwar in klei­ne Tüten. Vie­le Tüten. Mit einem grö­ße­ren Ein­kauf kommt man pro­blem­los auf 10–20 Plastiktüten.

 

Mitt­le­rer Ein­kauf mit sehr vie­len Tüten.

Habe ich noch etwas ver­ges­sen? Ach­ja, hin­zu kom­men dann noch etli­che Sicher­heits­leu­te, die im Super­markt her­um­lau­fen und auf­pas­sen. Die Ver­wal­tung ist garan­tiert auch nicht gera­de schlank. Welch ein Genuss, in Deutsch­land dann nach dem Lan­den sofort mal in einen Aldi zu gehen…

Geldprobleme

In Bra­si­li­en wird über­wie­gend per Kar­te bezahlt. Das ist auch sinn­voll, weil es hier oft an Bar­geld man­gelt. Genau­er gesagt, an Mün­zen. Es ist schon ab und zu vor­ge­kom­men, dass die Bedie­nung Pro­ble­me hat­te, mir Wech­sel­geld für den gewal­ti­gen 50-Real-Schein (ca. 15 Euro) zu geben. (Nor­ma­ler­wei­se zah­le ich mit Kreditkarten.)

Man­che Unter­neh­men sind so ver­zwei­felt über den Man­gel an Mün­zen (die sie offen­sicht­lich auch von den Ban­ken nicht in aus­rei­chen­der Men­ge bekom­men kön­nen), dass sie Wer­be­kam­pa­gnen star­ten und um Bezah­lun­gen in Mün­zen bet­teln. Das pro­mi­nen­tes­te Bei­spiel dafür ist die Metrô de São Pau­lo. In jeder Sta­ti­on sieht man Pla­ka­te, die zum Kauf von Fahr­kar­ten mit Mün­zen auffordern.

Der Man­gel an Wech­sel­geld hat wirt­schaft­li­che Kon­se­quen­zen. Da nicht genug Wech­sel­geld vor­han­den ist, wird der Fahr­preis oft redu­ziert. Nach einem Zei­tungs­be­richt kos­tet das die Metrô über 6 Mil­lio­nen Real jedes Jahr.

  • Eine Ein­zel­fahrt kos­tet nor­ma­ler­wei­se 3,80 Real, unge­fähr 1,10 Euro.
  • Oft hän­gen Zet­tel an den Fahr­schein­aus­ga­ben, dass eine Fahr­kar­te heu­te nur 3,75 Real kos­tet. (Es gibt vie­le 25 Centavos-Münzen, aber wohl nicht so vie­le 10 Centavos-Münzen.)
  • Ab und zu hän­gen Zet­tel aus, dass eine Fahr­kar­te heu­te nur 3,50 Real kostet.
  • Und angeb­lich gibt es manch­mal auch Fahr­kar­ten für 3 Real. (Das habe ich aber selbst noch nie gesehen.)

Beim Nach­den­ken über mög­li­che Grün­de, war­um Bar­geld hier sol­che Pro­blem macht, fiel mir auf, dass ich auch selbst fast nie mit Mün­zen bezah­le. Weil der Wert der Mün­zen zu gering ist.

Die kleins­te Bank­no­te hat einen Wert von 2 Real. Dafür bekommt man einen Kaf­fee. Für 1 Real oder noch weni­ger bekommt man fast nichts, höchs­tens ein­zel­ne Bon­bons oder Süßig­kei­ten. Und die Mün­zen sind auch noch rela­tiv groß und schnell sehr zahl­reich im Porte­mon­naie ver­tre­ten. Was das Bezah­len damit dop­pelt schwie­rig macht, weil es sehr lan­ge dau­ert, der­ma­ßen vie­le Mün­zen zusam­men­zu­brin­gen, um etwas „nor­ma­les“ damit kau­fen zu kön­nen. Womit man auch alle ande­ren Kun­den gegen sich auf­brin­gen wür­de, die schnell mit Kar­te bezah­len wol­len, wäh­rend man selbst zwei Minu­ten lang Münz­tür­me an der Kas­se baut.

Im End­ef­fekt füh­re ich fast immer nur Bank­no­ten zusätz­lich zu einer Kre­dit­kar­te mit mir her­um. Und sam­me­le Mün­zen, unge­wollt. Aber dafür ich tue ab und zu Gutes und gehe mit einem Plas­tik­sack zur Metrô, den jemand dann mit leuch­ten­den Augen animmt und mei­ne Metrô-Chipkarte mit dem Betrag auf­lädt, den ich sage. Ohne nach­zu­zäh­len. Aber war­um auch, wenn allei­ne die Tat­sa­che „vie­le Mün­zen“ einen Wert an sich darstellt.

Barreirinhas und Atins. Unangenehme Orte an sehr angenehmer Wüste. Teil 1

Im vor­letz­ten Bei­trag ging es um die Len­çois Maran­hen­ses, die Wüs­te Bra­si­li­ens. So schön sie auch ist, Infra­struk­tur gibt es dort natür­lich über­haupt nicht. Des­we­gen muss man sich in einem der Orte in unmit­tel­ba­rer Nähe einquartieren.

Barreirinhas

Der größ­te Ort (!= groß) in der Nähe heißt Bar­reirin­has. Der Ort lebt fast kom­plett vom Tou­ris­mus. Und da Tou­ris­ten die ein­zi­gen sind, mit denen man Geld ver­die­nen kann, wer­den sie auch gejagt.

Wir fuh­ren in einem der vier täg­lich ver­keh­ren­den Bus­se aus São Luíz, der Haupt­stadt des Bun­des­staa­tes Maran­hão, nach Bar­rer­in­has.  Ab dem Orts­ein­gang began­nen Motor­rä­der, den Bus zu beglei­ten. Des­sen (Bei-) Fah­rer schau­ten sich genau die Pas­sa­gie­re des Bus­ses an und ver­such­ten mit jedem, der halb­wegs nach Aus­län­der aus­sah, Blick­kon­takt auf­zu­bau­en und über Papp­schil­der bereits ers­te Ange­bo­te zu kom­mu­ni­zie­ren. Als der Bus an einem zen­tra­len Platz an sei­ner End­sta­ti­on ange­kom­men war, waren es gut 10 Motorräder.

Beim Aus­stieg muss­ten die Pas­sa­gie­re durch einen Trau­be an sehr selbst­be­wuss­ten „Ver­käu­fern“. Und ich und mei­ne Beglei­tung aus Mün­chen waren in die­sem Bus auch noch die ein­zi­gen Tou­ris­ten. (Es war Neben­sai­son, als wir im März da waren.)

Naja, letzt­end­lich haben wir auch das über­stan­den. Aber ange­nehm war das nicht. Der Ort an sich hat auch wirk­lich nichts zu bie­ten. Die rela­tiv kur­ze Zeit am Tage, die wir dort auf den Stra­ßen waren, wur­den wir öfter ange­spro­chen von mit­un­ter sehr pene­tran­ten „Ver­käu­fern“. Und kaum ist man frei­wil­lig in einer Agen­tur, weil man eine Tour oder Über­fahrt buchen will, ver­su­chen schlei­mi­ge „Ver­käu­fer“, gleich noch viel mehr mitzuverkaufen.

Dies war der ers­te Ort Bra­si­li­ens, in dem ich mich wirk­lich unwohl gefühlt habe. Zum Glück woll­ten wir sowie­so recht schnell wei­ter in den Nor­den, zu einem Ort, von dem die Leu­te sagen, er sei einer der schöns­ten im Maran­hão, von dem man gar nicht mehr weg­woll­te. Ein idyl­li­sches Fischer­dorf, direkt an der Wüs­te gele­gen und zugleich am Atlan­tik: Atins.

Davon mehr im nächs­ten Beitrag.

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