(Zu Teil 1 über Barrerinhas.)
Atins ist ein sehr kleiner und abgelegener Ort in unmittelbarer Nähe der Lençois Maranhenses. Man erreicht ihn am besten mit dem Boot von Barrerinhas aus. Es gibt auch Touren mit Geländewagen dorthin, doch dabei sollte man sich bewusst sein, dass man, je nach Jahreszeit, etwas über 2 Stunden in Jeeps verbringt, die zickzack durch raues Gelände und mitten durch Wasser fahren. Das ist nicht für jeden. (Oder wertvolles Gepäck.)
Tipp: Es gibt Tagestouren mit Booten, die nahe an Atins vorbeifahren. Wir haben in einem Reisebüro verhandelt und eine Tagestour gebucht, bei der wir für 20R$ extra pro Person an der letzten Station vom Fahrer nach Atins übergesetzt wurden. Das Gepäck mitzunehmen, war in den 12-Personen-Booten auch kein Problem. Somit haben wir noch eine schöne Tour mitgenommen und kamen für einen minimalen Aufpreis nach Atins.
Niedlich diebisch
Bei einem Stopp der Bootsfahrt gab es viele Affen. Die wirklich alles, was nicht niet-und-nagelfest war, an sich nehmen wollten. Während die Passagiere an Land waren, kletterten sie auf die Boote und suchten nach Nahrung oder glitzernden Sachen. Angeblich haben die auch schon Smartphones direkt von Touristen aus der Hand geklaut und sind in den Wald geflüchtet. Sachen gibt’s…
Ankunft in Atins
Später am Nachmittag wurden wir in dem „Haupthafen“ abgesetzt: einer Waldstelle, an der man einige Bäume gefällt hatte, damit dort ein paar kleine Boote nahe ans Ufer fahren konnten. An Land warteten ungefähr 7 Personen mit kleinen Fahrzeugen, die sofort Fahrten in den Ort verkaufen wollten. Das fande ich merkwürdig: Fahrten von hier in den Ort, der doch fast direkt am „Haupthafen“ liegen sollte? Wir gingen auf kein Angebot ein und liefen los, als uns ein Jeep von unserer Pousada (Unterkunft) entgegenkam, um uns abzuholen. Nett. Zu Fuß wären übrigens nur 7–10 Minuten gewesen bis zum Ortsanfang.
(Ich verstehe ja, dass die Menschen dort alles versuchen, um Geld zu verdienen, wo es sonst kaum Möglichkeiten gibt. Aber ab irgendeinem Punkt wird es abschreckend. Zumindest für mich.)
Einkauf rustikal
Nachdem wir uns in der Unterkunft eingerichtet hatten, wollten wir den Ort entdecken und etwas essen. Nun, mehr als 30 Minuten braucht man nicht, um alle Straßen Wege gesehen zu haben. Atins besteht im Grunde zu 80% aus Pousadas (Unterkünften). Als wir da waren, war allerdings fast alles leer. Wieder waren wie fast die einzigen Touristen. Aber immerhin, in unserer Pousada gab es noch zwei andere belegte Wohnungen. (Aus welchem Land? Yep, genau. Deutsche sind immer und überall. Bayerisch unter Palmen beim Frühstück.)
Zurück zur Essenssuche: Der Ort war so leer, dass nicht eine Bar geöffnet hatte. Es gab nichts zu essen oder zu trinken. Immerhin sollte es hier einen Supermarkt geben, schließlich müssen sich die paar Anwohner (ergo: Pousada-Besitzer oder ‑Mitarbeiter) ja auch ernähren. Bloß, dass wir an der Stelle, an der Google Maps einen Supermarkt angezeigt hat, keinen gesehen haben. Wohl ein Kartenfehler. Kommt vor.
Dann hat uns aber jemand gesagt, dass dort tatsächlich der Supermarkt sei. Und wirklich: Wir fragten dort eine ältere Dame, die auf einer Bank gegenüber saß. Sie ging ans Haus und machte eine Art Garage auf, wo auf Sperrholzregalen Lebensmittel standen. Licht gab’s da leider an diesem Tag nicht mehr, aber wir konnten mit den Smartphone-LEDs das Sortiment begutachten. Und kauften etwas Wasser, Gemüse und Brötchen, was dann das Abendessen wurde. Immerhin.
Der Traumstand
Der Strand solle sagenhaft sein, hörten wir so oft. Nun, ich weiß ja nicht, ob ich durch die schönen Strände der Ilha Grande schon so verwöhnt war; folgendes repräsentatives Photo zeigt jedenfalls für mich nicht unbedingt einen Traumstrand. So wie auf den Photo geht das 30 Minuten lang weiter, bevor der Strand wegen Wasser und Vegetation unpassierbar ist. Zwischendurch rennen wilde Hunde und laufen gemächlich Esel vorbei.
Zur Wüste
Ein Hauptgrund für den Besuch von Atins ist ja die Nähe zu der Wüste, den Lençois Maranhenses. Als wir am nächsten Morgen aufbrachen, kamen wir aber nicht weit. Alle Wege, die außerhalb des Ortes führten, standen unter Wasser. Stehendem, dreckigen Wasser. Wir mussten daher wieder Geld ausgeben und uns mit einem Jeep zum Beginn der Wüste fahren lassen. Was 20 Minuten gedauert hat. Zu Fuß wären das also selbst bei trockenen Wegen geschätzt andernthalb Stunden. Und bis man dann wirklich „in“ der Wüste ist, dauert es auch noch mal.
Der Tag in der Wüste war immerhin sehr schön, wie man in dem eigenen Artikel dazu nachlesen kann.
Fazit
Wer die Lençois Maranhenses besuchen möchte, muss nicht nach Atins. Das Geld kann man sich wirklich sparen. Auch wenn es der näheste Ort zu den Lençois ist, ist es einfach zu Fuß viel zu weit und es gibt in diesem Teil der Wüste nichts, was man nicht auch woanders sehen würde. Man sieht im Prinzip auf 1500 Quadratkilometer überall das gleiche.
Man sollte sich lieber für 2–3 Tage in Barrerinhas einquartieren und sich tagesweise in die Wüste fahren lassen. Mehr als 4 Tage braucht man auch nicht zu bleiben; alle Agenturen bieten mehr oder weniger die gleichen Touren an, und zwar 3–4 Stück. Danach hat man nichts mehr zu tun, wenn man nicht einige Touren mehrfach machen will. Die letzten (kürzeren) Touren des Tages starten übrigens generell um 14 Uhr; wenn man also mit dem Bus aus São Luíz zu spät ankommt, kann man am ersten Tag nichts mehr unternehmen.
Und man darf nie den ersten Preis akzeptieren und muss immer handeln. Bei fast jeder Gelegenheit wurde uns versucht, möglichst viel Geld abzuknöpfen. Nie das erste Angebot nehmen.
Wenn man noch etwas mehr Zeit hat, sollte man dann weiter Richtung Westen nach Jericoacoara fahren, wo es wunderschöne Naturlandschaften geben soll. Das haben wir aber leider nicht mehr geschafft, da die Fahrt dorthin sehr lange dauert. Vielleicht ein andernmal.