Nach zwei Tagen in Paraty mussten Wagner und seine Freunde wieder zurück nach São José dos Campos. Ich fuhr dagegen zusammen mit meinem Besuch aus München auf die Ilha Grande. Die große Insel.
Die Insel bestand vor 25 Jahren aus ein paar Häusern, in denen Fischer wohnten. Mitte der 90er begann man mit der touristischen Erschließung der Insel. Ich konnte anfangs kaum glauben, dass fast alles maximal 25 Jahre alt sein soll. Aber in den (Sub-) Tropen bei hoher Luftfeuchtigkeit altert wirklich alles sehr viel schneller.
Die Insel besteht heute aus dem Hauptort Abraão, und einigen auf der Insel verteilten Häusern (Unterkünfte für Touristen oder Häuser von Fischern). Motorisierter Verkehr ist verboten, außer für staatliche Dienste. Aber es gibt außerhalb von Abraão auch keine Straßen. Dafür durchzieht die Insel ein Netz an Wanderwegen.
Dschungelwanderungen
Wobei.… der Begriff „Wanderweg“ hört sich hier eigentlich zu zivilisiert an. Oftmals sind es nur kleine Pfade, die durch verschlungene Pfade durch den unberührten Dschungel führen. Mir war auch manchmal nicht so wohl dabei, mich durch enge Pfade zu winden, in dem Wissen, was hier so alles herumkrabbelt und kriecht. Der entscheidente Verhaltenstipp ist hierfür übrigens: Im Zweifel immer schnell weitergehen und nicht an dichten Stellen länger stehenbleiben. Einen „Durchblick“ über das, was gerade in der Nähe ist, bekommt man mit seinen Augen und Ohren aufgrund der dichten Vegetation ja doch nicht.
Glücklicherweise waren Affen die einzigen größeren Tiere, die uns begegnet sind. Die schauen immer mal kurz, ob man ihnen etwas gibt. Und wenn nicht, verschwinden sie schnell wieder.
Unterwegs wird man immer wieder durch schöne Orte zum Verweilen und Erfrischen belohnt:
Unzählige Strände
Mit Stränden kann ich dagegen ja nicht so viel anfangen. Ich finde sie langweilig. Ich bin nicht der Typ für das tagelange Herumliegen und Nichtstun am Strand. Aber die Insel hat durchaus schön anzusehende Strände. Und für Strandfans ist es wahrscheinlich sogar eine Trauminsel. Fast 100 Strände soll es geben. Die meisten davon sind nur per Bootstaxi erreichbar. (Leider habe ich von den Stränden, die wir besucht haben, fast keine Photos gemacht; auf der Wikipedia-Seite gibt es mehr zu sehen.)
Endgegner: Sand
Leider hatte die Insel auch eine negative Überraschung für mich parat. Ich dachte ja bei Gesundheitsrisiken eher an Schlangenbisse und Moskitos. Aber das, was mich dann doch tatsächlich zu einem Arzt getrieben hat, war: Sand.
Der Sand direkt vor Abraão ist stark verschmutzt. Zu viele Boote legen dort an und es gelangt dort etliches ins Wasser, was da nicht rein gehört. Mit dem Ergebnis, dass direkt bei Abraão der Sand chemische Stoffe enthält, die allergische Reaktionen auf der Haut auslösen können. Nach einigen Tagen bin ich aufgewacht und habe festgestellt, dass meine beiden Beine großflächig rote Flecken haben.
Als ich das dem Besitzer unseres Hostels zeigte, fragte er sofort, ob ich hier direkt im Wasser gewesen wäre. Hätte er auch schon gehabt. Hm, ok, also ist das wenigstens ein bekanntes Problem. Der Apotheker meinte das auch, die Sekretärin im Gesundheitszentrum auch und letztendlich auch die Ärztin.
Die Ärztin hat mir auch gesagt, dass das hier ständig vorkäme und man eigentlich nicht hier direkt am Ort ins Wasser gehen sollte. Auf meine Frage hin, warum dann nicht an diesen Stellen Warnschilder aufgestellt würden, sagte sie, dass das eine gute Idee wäre. Aber das würde die Gemeinde nicht machen. Warum, wusste sie auch nicht. Ist hier halt so.
Das ist auch so etwas typisches für Brasilien: Verantwortungslosigkeit. (Darüber muss ich einen eigenen Beitrag schreiben.) Man lässt lieber täglich Touristen medizinisch völlig vermeidbar behandeln, anstatt ein paar Schilder am Strand aufzustellen, dass man doch bitte die 99 Strände der Insel gerne nutzen kann, aber genau diesen einen aufgrund der Wasser-/Sandverschmutzung lieber nicht. Ich bin so glücklich über den funktionierenden deutschen Staat, der dort wahrscheinlich binnen 24 Stunden einen ganzen Schilderwald aufgestellt hätte. Oder gleich einen Zaun.
Naja, Ende von der Geschichte: 3x täglich eine verschriebene Salbe draufschmieren, dann geht es nach einer Woche weg. Und so war es dann auch.
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