In Brasilien wird überwiegend per Karte bezahlt. Das ist auch sinnvoll, weil es hier oft an Bargeld mangelt. Genauer gesagt, an Münzen. Es ist schon ab und zu vorgekommen, dass die Bedienung Probleme hatte, mir Wechselgeld für den gewaltigen 50-Real-Schein (ca. 15 Euro) zu geben. (Normalerweise zahle ich mit Kreditkarten.)
Manche Unternehmen sind so verzweifelt über den Mangel an Münzen (die sie offensichtlich auch von den Banken nicht in ausreichender Menge bekommen können), dass sie Werbekampagnen starten und um Bezahlungen in Münzen betteln. Das prominenteste Beispiel dafür ist die Metrô de São Paulo. In jeder Station sieht man Plakate, die zum Kauf von Fahrkarten mit Münzen auffordern.
Der Mangel an Wechselgeld hat wirtschaftliche Konsequenzen. Da nicht genug Wechselgeld vorhanden ist, wird der Fahrpreis oft reduziert. Nach einem Zeitungsbericht kostet das die Metrô über 6 Millionen Real jedes Jahr.
- Eine Einzelfahrt kostet normalerweise 3,80 Real, ungefähr 1,10 Euro.
- Oft hängen Zettel an den Fahrscheinausgaben, dass eine Fahrkarte heute nur 3,75 Real kostet. (Es gibt viele 25 Centavos-Münzen, aber wohl nicht so viele 10 Centavos-Münzen.)
- Ab und zu hängen Zettel aus, dass eine Fahrkarte heute nur 3,50 Real kostet.
- Und angeblich gibt es manchmal auch Fahrkarten für 3 Real. (Das habe ich aber selbst noch nie gesehen.)
Beim Nachdenken über mögliche Gründe, warum Bargeld hier solche Problem macht, fiel mir auf, dass ich auch selbst fast nie mit Münzen bezahle. Weil der Wert der Münzen zu gering ist.
Die kleinste Banknote hat einen Wert von 2 Real. Dafür bekommt man einen Kaffee. Für 1 Real oder noch weniger bekommt man fast nichts, höchstens einzelne Bonbons oder Süßigkeiten. Und die Münzen sind auch noch relativ groß und schnell sehr zahlreich im Portemonnaie vertreten. Was das Bezahlen damit doppelt schwierig macht, weil es sehr lange dauert, dermaßen viele Münzen zusammenzubringen, um etwas „normales“ damit kaufen zu können. Womit man auch alle anderen Kunden gegen sich aufbringen würde, die schnell mit Karte bezahlen wollen, während man selbst zwei Minuten lang Münztürme an der Kasse baut.
Im Endeffekt führe ich fast immer nur Banknoten zusätzlich zu einer Kreditkarte mit mir herum. Und sammele Münzen, ungewollt. Aber dafür ich tue ab und zu Gutes und gehe mit einem Plastiksack zur Metrô, den jemand dann mit leuchtenden Augen animmt und meine Metrô-Chipkarte mit dem Betrag auflädt, den ich sage. Ohne nachzuzählen. Aber warum auch, wenn alleine die Tatsache „viele Münzen“ einen Wert an sich darstellt.