Deutschland ist ein sehr dicht besiedeltes Land. Land ist relativ wertvoll. Den Kontrast habe ich vom Flugzeug aus gut sehen können. Ich hatte das große Glück, bei meinem Nachtflug fast über ganz Europa bis hin zu Portugal wolkenfrei auf die Erde sehen zu können. Über Deutschland gab es keinen Moment, bei dem ich nicht bis zum Horizont überall die Lichter vieler Städte sehen konnte. In Brasilien hingegegen: Eine große Stadt. Nichts. Eine kleine Stadt. Sonst nichts bis zum Horizont. Ein paar Lichter im Dunkel. Einige größere Städte. Und wieder nichts.
Am Boden sind mir die letzte Woche öfter verwaiste Gebäude aufgefallen, um die sich niemand mehr kümmert. Das gibt es auch in Deutschland, insbesondere im Osten. Aber hier sehe ich es sehr oft. Oft sogar in direkter Nachbarschaft zu „Folgegebäuden“. Das habe ich so in Deutschland bisher nicht gesehen: Ein Gebäude wird neu nebendran gebaut und das Alte lässt man einfach vergammeln, anstatt es abzureißen.
Das Titelbild zeigt so einen Fall in São José dos Campos (Kleinstadt mit 600.000 Einwohnern; nördlich von São Paulo Capital): Das Hochhaus wurde neu erbaut, mit neuer Technik. Ungefähr 100 Meter voneinander entfernt. Nachdem alle Bewohner umgezogen waren, hat man alles halbwegs Verwertbare aus dem alten Hochhaus herausgenommen. Und lässt es jetzt einfach in der Landschaft nebendran vergammeln. Wozu auch abreißen, wenn man so dermaßen viel Land hat, dass man einfach immer weiter wandern kann, ohne den alten Platz aufräumen zu müssen?
Optisch ist das natürlich sehr häßlich. Aber daran stört sich hier offenbar niemand. Vielleicht weiß in 100 Jahren nicht einmal jemand mehr, wer für dieses Hochhaus mal zuständig war. Es steht halt einfach da.
In Großstädten ist dies aber nicht der Fall; dort ist Raum wertvoll. In São Paulo Capital habe ich so etwas bisher nicht gesehen. Hier sieht man eher Baustellen, auf denen Gebäude abgerissen und neu gebaut werden.
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