Anfang November bis Mitte Dezember 2016 war ich planmäßig in Lissabon. Die Intention war, dort weiter an meiner Master-Arbeit zu schreiben und weiter Portugiesisch zu lernen. Leider hat beides nicht geklappt.
Bei meiner Master-Arbeit hat sich Mitte November bis Ende November nach dem „richtigen“ Anfangen herausgestellt, dass mein Betreuer doch lieber in eine andere Richtung gehen wollte. Bzw. den Schwerpunkt doch eher Richtung DataMining / maschinelles Lernen setzen würde. Das hat mir mir aber dann nicht mehr gepasst; da ich zwar durchaus auch Wissen in diesen Bereichen habe, aber darin mich nicht dermaßen tief vergraben wollte. Pech.
Das Problem für Portugiesisch-Lerner in Portugal: Englisch
Und Portugiesisch… Nun ja, ich wurde ja gewarnt, dass das portugiesische Portugiesisch etwas anders ist. Die „Horrorgeschichten“ von Brasilianern konnte ich jedoch nicht bestätigen. Ja, einiges ist anders, aber das war für mich fast nie ein Problem.
Was aber ein Problem war: Portugiesen können (eher) Englisch. Jedenfalls im Raum Lissabon. Und es sind sehr, sehr viele Touristen da. (Überwiegend Deutsche natürlich, nebenbei gesagt.) Und mit denen sprechen sie Englisch.
Und das haben sie meistens auch mit mir gemacht. Und nicht nur mit mir, wie mir auch andere bestätigt haben. Hört ein Einheimischer, dass man kein Muttersprachler in Portugiesisch ist, wird auf Englisch gewechselt. Ich habe den Eindruck, teils unbewusst. Und hartnäckig. Natürlich wechselte es meistens auch wieder zurück, wenn ich hartnäckig nur Portugiesisch zu reden versuche, aber das brachte mich öfters aus dem Konzept, weil ich dann mit drei Sprachen im Kopf jonglieren musste.
Das hat mich immer stärker genervt. Ich weiß ja, dass sie es nur gut meinen. Aber ich kam mir nie so oft so blöd vor, da ich mich wohl nicht mal mehr mit den einfachsten Dingen klar ausdrücken konnte. Was in Brasilien (am Ende) absolut kein Problem mehr war. Natürlich dürfte das in portugiesischen Dörfern anders aussehen; aber hey, das war in Brasilien nicht notwendig und da möchte ich halt auch nicht leben. Auch nicht zum Sprachenlernen.
Ein Problem war natürlich auch, dass ich erstmal nur fünf Wochen dort war, was natürlich sehr wenig Zeit ist. Ich habe auch nicht damit gerechnet, Freundschaften zu schließen, aber das es auch öfters bei Abendsveranstaltungen so kompliziert war, hätte ich nicht gedacht.
Ich habe dann realisiert, dass ich die Wochen zuvor eigentlich am besten mit meiner Privatlehrerin aus São Paulo gelernt habe, mit der ich weiterhin Unterricht via VoIP habe. Dann habe ich mich aber auch gefragt, warum ich im Januar bis Februar, wie ursprünglich geplant, nochmal nach Lissabon kommen sollte. Und es dann auch gelassen.
Lissabon ist eine Reise wert
Unabhängig davon war es allerdings sehr schön, Lissabon mal ausführlicher kennen zu lernen. Es ist eine sehr schöne Stadt. Sehr viel Wasser und viele Hügel machen es landschaftlich sehr reizvoll. Die erhaltene Architektur aus vielen Jahrhunderten, ohne Brutalismus oder Glas-/Stahlverbrechen, ist wunderschön.
Lissabon kann aber auch sehr anstrengend sein, denn die Stadt ist auf unzähligen Hügeln erbaut und mitunter sind enorme Steigungen in kurzer Zeit zu überwinden. Es gibt daher auch eine handvoll „Steilstraßenbahnen“ (die Elevadores), die jeweils nur eine Tal- und „Bergstation“ haben. Und senkrechte Aufzüge an Stellen, an denen man quasi vor dutzend Meter hohen Wänden steht, auf denen Straßen „oben“ weitergehen.
Man merkt schon: Barrierefrei ist das alles nicht. Ich habe mich öfter gefragt, wie Menschen mit Gehbehinderungen da leben sollen, bis mir aufgefallen ist, dass ich nie welche gesehen habe. Da ist es dann auch egal, das an vielen Stellen die Hydranten mitten aus dem Bürgersteig rauskommen. Nicht an einer Seite, nein, wirklich mittendrin! Das ist etwas, was mir niemand erklären konnte und über das sich aber auch niemand zu wundern gehaben scheint.
Der Umgang mit den Menschen war herzlich, wenn auch nicht so sehr wie in Brasilien. Ich kann jetzt nachvollziehen, dass die Brasilianer die Portugiesen als eher kalt empfinden; als Deutscher muss ich das aber zurückweisen.
Kulinarisch gesehen war es eine sehr leckere Zeit. Zwar habe ich wieder oft zu Hause gekocht und konnte nicht wie in Brasiien fast jeden Tag auswärts essen gehen, aber die stark auf Fisch und Meeresfrüchte orientierten Speisekarten konnten sich alle sehen lassen.
Und wer in Lissabon ist, sollte unbedingt ins Ozeanium gehen. Darin kann man einen ganzen Tag in einer wunderbaren Unterwasserwelt „versinken“. Einen ganzen Tag sollte man dafür auch mindestens einplanen Phantastisch. Alleine deswegen lohnt sich schon der ganze Flug.
Und zum Schluss noch einige Impressionen.
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